KAP. 49. WAJECHI - בראשית מט ויחי von Rabbi Samson Raphael Hirsch

Kap. 49 V. 1. Jaakob berief seine Söhne und sprach: Sammelt euch alle in Einem! Ich möchte euch sagen, was euch in der Hinterlassenschaft der Tage treffen wird. 2. Haltet zusammen und höret, Söhne Jaakob’s! Und höret auf euren Vater Jisrael! 3. Reuben, mein Erstgeborner bist du, meine Kraft und der Erste meiner Habe, bevorzugt an Würde und bevorzugt an Macht — 4. Jedoch eine dem Wasser gleiche Haltlosigkeit lässt den Vorzug nicht zu, denn du hast das Lager deines Vaters erstiegen; da entweihtest du Den, der mein Lager erstieg. 5. Schimeon und Lewi, Brüder sind’s; allein Werkzeuge der Gewalt sind ihre Bewerbungen. 6. In ihren Rath darf mein Wille nicht kommen, in ihrer Versammlung meine Ehre sich nicht anschließen; denn in ihrem Zorn haben sie an Menschen Mord geübt, und hatten zuvor durch ihre Freundlichkeit deren Stiereskraft gelähmt. 7. Fluch darum ihrem Zorne, denn er ist zu stark, und ihrer Ausschreitung, denn sie war zu hart. Vertheilen will ich sie in Jaakob und zertheilen in Jisrael. 8. Jehuda, du bist es, dir werden deine Brüder huldigen! Deine Hand sitzt in dem Nacken deiner Feinde. Dir beugen sich die Söhne deines Vaters. 9. Ein junger, alter Löwe ist Jehuda, über gemeinem Raub bist du, mein Sohn, erhaben. Er kniet, er ruht auch wie ein Löwe, und wer möchte ihn aufreizen zum entflammten Leu! 10. Nicht wird weichen Herrscherstab von Jehuda und Gesetzesschreibgriffel zwischen seinen Füßen hinweg, bis daß sein scheinbar letzter, schwacher Sprößling kommt, und ihm dann, dem männlich starken, altersschwach die Völker zufallen. 11. Er bindet an den Weinstock sein Füllen, an die edle Rebe seiner Eselin Sohn; er hat in Wein sein Gewand gebadet, in Traubenblut seinen Mantel; 12. glühender an Augen als von Wein, weißer an Zähnen als Milch — 13. Sebulun wird an einer Hasenbucht von Meeren wohnen, wird selbst zu einem Hafen von Schiffen, und sein äußerstes Gebiet wird an Zidon reichen. 14. Jissachar, ein gelenkes Lastthier, ruht zwischen den Geräthreihen. 15. Er hat eingesehen, daß Muße das Gute sei, und daß dafür der Boden entsprechend; darum hat er seine Schulter zum Tragen geneigt und sich zum Tribut des Ackerbauers hingegeben. 16. Dan wird seines Volkes Recht vertreten, wie nur Einer der Stämme Jisrael’s. 17. Werden wird Dan eine Schlange am Heerweg, eine Natter am Pfade, die beißt des Rosses Ferse, und da ist rücklings der Reiter gefallen. 18. Auf deinen Beistand hoffe ich, Gott! 19. Gad, manche Freischaar wird wie ein Keil in ihn einfahren, er aber wird wie ein Keil in ihre Ferse fahren. 20. Durch Ascher wird dessen Speise markig, und Königswonnen liefert er. 21. Naftali, ein rehgleicher Bote, erzeugt schön gegliederte Reden. 22. Ein edel hervorragender Sohn war Josef, ein edel hervorragender Sohn schon an der Quelle — Töchter! auch sie schritt über die Mauer! — 23. Als daher ihn mit Bitterkeiten überschütteten und sich zu Hader verschworen, als mit tiefem Haß ihn sich zum Ziele die Herren der Pfeile erkoren, 24. da blieb doch in unerschütterlicher Ruhe sein Bogen, selbst als schon gülden geschmückt waren die Arme seiner Hände: von den Händen der Schwungkraft Jaakob’ss, die von dort ab weidet den Stein Jisrael’s. 25. Es war dies von dem Gotte deines Vaters, der dir ferner beistehen wird; du bliebst bei dem Allgenügenden, der dich weiter segnen wird, mit Segnungen des Himmels von Oben, mit Segnungen der Fluth, die tief unten ruht; mit Segnungen der Brüste und des Mutterschooßes. 26. Es sind dies Segnungen deines Vaters, die selbst nur auf Grund der Segnungen meiner Erzeuger zu der Höhe gelangt, bis zu dem Ziele hinan, wohin die Hügel der Zeiten streben; sie werden Josefs Haupt zu Theil, zu Theil dem Scheitel des Enthaltsamsten unter seinen Brüdern. 27. Binjamin wird den Wolf zerreißen, am Morgen schon zehrt er ein Stück, aber am Abend wird er ihn als Beute vertheilen. 28. Alle diese sind Stämme Jisrael’s, zwölf, und dies ist’s, was ihr Vater über sie ausgesprochen, da er sie segnete; Jeden, nach dem, was seinem besondern Segen gemäß war, hat er sie gesegnet. 29. Er befahl ihnen und sprach zu ihnen: Ich werde hinweggehoben zu meinem Volke, begrabet mich zu meinen Vätern, zur Höhle hin, die im Felde des Chitter’s Efron liegt, 30. in die Höhle, welche im Felde der Machpela ist, das vor Mamre im Lande Kenaan liegt, welches Feld Abraham vom Chitter Efron zum Grab-Besitz gekauft hat. 31. Dorthin haben sie Abraham und seine Frau Sara begraben, dorthin haben sie Jizchak und seine Frau Ribka begraben, und dorthin habe ich Lea begraben. 32. Der Kauf des Feldes und der Höhle, die darin ist, geschah von den Söhnen Cheth’s. 33. Als Jakob die Befehle an seine Söhne geendigt hatte, zog er seine Füße in das Bette, verschied und wurde zu seinen Völkern hingenommen.