V. 5. Er erquickt mich mit Traubenkuchen d. i.

V. 5. Er erquickt mich mit Traubenkuchen d. i.
mit den beiden Feuern, dem Feuer von oben (dem himmlischen) und dem Feuer von unten (dem irdischen). Oder mit den beiden Feuern, dem geschriebenen und dem mündlichen Gesetz. s. Deut. 33, 2 Oder mit den vielen Feuern, als dem Feuer Abrahams (in welchem er seinen Glauben an Gott bewährte und verherrlichte), mit dem Feuer auf dem Berge Moria (welches dem Widder Jizchak galt), mit dem Feuer im Dornbusche, mit dem Feuer, auf dem Berge Carmel zu Elias Zeit s. 1 Reg. 18, 38 und mit dem Feuer, welchem Chananja, Mischael und Asarja übergeben wurden s. Dan. 3, 20. Oder es sind die kräftigen Halachot (tvssvamh tvklhh) gemeint.
Er labt mich mit Äpfeln d. i. mit Haggadot, die so riechen und schmecken wie Äpfel.
Denn ich bin krank von Liebe. Herr der Welt! spricht die Gemeinde Israel vor Gott, alle die Leiden, die du über mich bringst, haben nur den Zweck, mich bei dir beliebt zu machen. Oder: Die Gemeinde Israel spricht vor Gott: Herr der Welt! alle die Leiden, welche die Völker mir verursachen, kommen bloß daher, weil ich dich liebe. Oder: Obgleich ich krank bin, werde ich doch von ihm geliebt. Es ist bekannt, dass der gesunde Mensch isst (mit dem sich begnügt), was er vorfindet, erkrankt er aber, dann begehrt er alle Arten von Leckerbissen.
R. Jizchak sagte: In vergangener Zeit wurde das Gesetz als ein vollkommenes Ganze gläubig hingenommen, später aber wollte man das Wort der Mischna und des Talmud hören und jetzt will man nur das Wort der Schrift und der Haggada hören.
R. Levi sagte: In vergangener Zeit, wo die Peruta leicht zu erwerben war, wollte man nur das Wort der Mischna, Halacha und des Talmud hören, jetzt aber, wo keine Peruta zu finden ist und man durch die Unterjochung krank ist, will man nur die Worte der Segnungen (Seligpreisungen) und Tröstungen hören.
R. Simeon ben Jochai hat gelehrt: Als die Israeliten aus Ägypten zogen, glichen sie einem Königssohne, der von einer Krankheit genesen war. Nun kann dein Sohn wieder in die Schule gehen! sprach sein Erzieher zum Könige. Nein, entgegnete dieser, noch hat mein Sohn nicht seine gesunde Gesichtsfarbe, die durch seine Krankheit gelitten, er mag sich noch drei Monate lang durch Speise und Trank erholen, dann erst mag er wieder die Schule besuchen. Ebenso waren die Israeliten, als sie aus Ägypten zogen, durch die schweren Fronarbeiten mit Lehm und Ziegeln gebrechlich geworden. Es ist nun die Zeit gekommen, sprachen die Dienstengel zu Gott, dass du ihnen das Gesetz gibst. Nein, entgegnete Gott, meine Kinder brauchen noch drei Monate Zeit zu ihrer Erholung und Stärkung durch Brunnenwasser, Manna und Wachteln, im dritten Monate werde ich ihnen das Gesetz geben.
Als die Religionsverfolgung endlich überstanden war, kamen unsere Rabbinen, R. Jehuda, R. Nechemja, R. Meir, R. Jose, R. Simeon ben Jochai, R. Elieser ben R. Jose der Galiläer und R. Elieser ben Jacob in Uscha zusammen und forderten die Alten in Galiläa auf, es sollte jeder, der schon unterrichtet sei, dahin kommen, um zu lehren, und wer es noch nicht sei, der sollte dahin kommen, um zu lernen. (Vergl. Berach. fol. 63 b) Es fanden sich viele ein und erfüllten ihre Aufgabe. Als sie auseinander gehen wollten, sprachen sie: Sollen wir einen Ort, wo wir so gastfreundlich aufgenommen worden sind, leer (ohne Segensspruch) verlassen? Die Ehre wurde zuerst dem R. Jehuda zu Teil, nicht etwa darum, weil er ein größerer Gelehrter, sondern weil er Einwohner jener Stadt war, denn der Ort eines Menschen ehrt ihn. (Vergl. dagegen den Ausspruch des R. Jose Taanit fol. 21b: Nicht der Ort eines Menschen macht ihm Ehre, sondern der Mensch macht seinem Orte Ehre, denn so finden wir: Solange die Schechina auf dem Berge Sinai ruhte, befiehlt das Gesetz Ex. 34, 3: „Auch Schafe und Rinder sollen nicht weiden gegen den Berg hin“, nachdem aber die Schechina von ihm gewichen war, befiehlt das Gesetz das. 19, 13: „Beim Blasen des Jobelhorns sollen sie auf den Berg steigen.“ Und ebenso finden wir in Bezug auf das Stiftszelt, so lange es in der Wüste aufgestellt war, heisst es von ihm Num. 5, 2: ,,dass sie aus dem Lager schaffen jeden Aussätzigen“, nachdem aber der Vorhang zusammengewickelt war, durften Blutflüssige und Aussätzige hineingehen.) Er begann mit den Worten Ex. 33, 7: „Mose nahm das Zelt und pflanzte es außerhalb des Lagers weit davon (qxrh) auf und nannte es Stiftszelt, und wer den Ewigen fragen wollte, ging hinaus zum Stiftszelt außerhalb des Lagers.“ Es heißt hier qxrh ebenso dort Jos. 3, 4, wie nun da nichts anderes als eine Entfernung von 2000 Ellen zu verstehen ist, so auch hier. Sodann heißt es hier nicht: Wer Mose, sondern wer „den Ewigen fragen wollte“, woraus wir die Lehre ziehen, dass Gelehrte aufnehmen so viel ist, wie die Schechina aufnehmen. Und ihr unsre Brüder, unsre Lehrer, große Meister im Gesetze, die ihr euch zehn, zwanzig, dreißig oder vierzig Mil bemüht habt, um Vorträge über das Gesetz zu hören, um wie viel mehr wird Gott euch euren Lohn geben in dieser und in der künftigen Welt!
Hierauf nahm R. Nechemja das Wort: Es heißt. Deut. 23, 4: „Die Ammoniter und Moabiter sollen nicht in die Gemeinde des Ewigen kommen“, also zwei große Völkerschaften mussten sich von der Gemeinde des Ewigen fern halten, weil sie den Israeliten nicht mit Brot und Wasser zuvorkamen s. das. V. 5. Brauchten denn die Israeliten die Gaben, sie waren doch während ihrer vierzigjährigen Wanderung in der Wüste mit allem versorgt worden, der Brunnen sprudelte Wasser, das Manna fiel für sie herab, es fanden sich Wachteln, Wolken boten ihnen Schatten, die Wolkensäule diente ihnen als Führer, und du sagst, sie waren ihnen nicht mit Brot und Wasser zuvorgekommen? Jawohl, allein die Lebensart erfordert, bemerkte R. Elieser, dass man dem, der von der Reise kommt, mit Speise und Trank entgegenkomme. Sieh, wie es Gott diesen zwei Völkerschaften bezahlte, er verbot ihnen den Zutritt in die Versammlung des Ewigen. Um wie viel mehr wird Gott euch, Bewohner von Uscha, reichlich belohnen, die ihr unsere Lehrer mit Speise, Trank und Lagerstätten versorgt habt! (Vergl. Midr. Beresch. r. Par. 52.)
Hierauf nahm R. Meir das Wort. Er begann: Es heißt 1 Reg: 13, 2: „Ein alter Prophet wohnte in Bethel.“ Wer war es? Amazia, Priester in Bethel. Meir! rief ihm R. Jose zu, ein Zusammenklopfen von Eiern ist da          (,yob ytvptp d. i. geschmacklose Redensarten), hier liegt eine Verwirrung vor. Es war Jonathan ben Gerschom ben Menasse s. Jud. 18, 30. Der Buchstabe Nun (n) schwebt im Namen Menasse oben (so dass das Wort für hsm gelesen werden kann); wenn der Träger es verdient, so ist er ein Abkömmling Moses, widrigenfalls ist er ein Abkömmling des ruchlosen Manasse.
Es wurde vor R. Samuel bar Nachman die Frage aufgeworfen: Da Amazia ein Götzenpriester war, warum erreichte er ein so hohes Alter? Man antwortete: Weil er es mit dem Götzendienst nicht aufrichtig meinte. Wie so? Wenn Jemand kam, um sich vor ihm (dem Götzenbild) zu bücken, so fragte er ihn: Wie alt bist du? und wenn dieser sagte: 40, 50, 60 oder 70 Jahre, so sagte er dann: Du bist 40, 50, 60, 70, 80 Jahre und zu diesem Götzen bekennst du dich erst seit fünf oder zwölf Jahren. Du willst demnach deinen Gott verlassen und willst dich bücken vor diesem elenden (Bilde)? Welche Gemeinheit! Der Zurechtgewiesene ging in Folge dessen beschämt wieder weg.
Einmal kam ein Zerlumpter (]yxp rb ein Mensch mit zerrissenen Kleidern, ein gemeiner, niedriger Mensch) dahin, welcher ihn fragte: Was machst, du hier, du treibst Götzendienst? Ich bekomme es bezahlt, fürs Geld tue ich alles, ich mache sogar die Augen der Götzen blind. Als David es erfuhr, ließ er ihn zu sich kommen. Du bist ein Enkel eines so frommen Mannes, redete er ihn an, und treibst Götzendienst? Er antwortete: Ich habe die Lehre vom Hause meines Großvaters empfangen: Verkaufe dich zum Götzendienste (z“il ;moi rvkm), nur brauche nicht die Menschen (tvyrbl ;ruot alv). Bewahre! wandte David dagegen ein, so ist es nicht gemeint, sondern: Gib dich lieber zu einem Dienste her, der dir zuwider (;mm hrz fremd) ist, als dass du Menschen in Anspruch nimmst. Da David sah, dass das Geld ihm so lieb war, setzte er ihn als Schatzmeister ein. Er soll aber, heißt es, nach Davids Ableben wieder in seinen früheren Wahn verfallen sein, was auch 1 Reg. 13, 18 angedeutet ist.
Wenn nun schon auf einem Propheten, der eine so arge Täuschung gegen einen anderen seinesgleichen sich zu Schulden kommen ließ (eig. ihm trügerische Kost darbot), der heilige Geist ruhte s. das. V. 20, um wie viel mehr wird Gott euch, ihr Bewohner von Uscha, die ihr unsre Lehrer mit wahrer Nahrung bewirtet habt, einen schönen Lohn zu Teil werden lassen! Ferner ergriff R. Jose das Wort und gab folgende Auslegung. Es heißt 2 Sam. 6, 2: „Die Bundeslade des Ewigen blieb im Hause des Obed Edom, des Gathiters drei Monate und der Ewige segnete den Obed Edom und sein ganzes Haus.“ V. 12: „Und es ward David berichtet, indem man sprach: Der Ewige segnet das Haus Obed Edoms und alles, was sein ist.“ Weshalb? „Wegen der (bei ihm untergebrachten) Lade Gottes.“ Und womit? Mit acht Söhnen und acht Schwiegertöchtern s. 1 Chron. 26, 4. 5 vergl. das. V. 8. Man sagte: Er hat acht Söhne und acht Schwiegertöchter (Bräute), von denen jede monatlich zwei Kinder gebar, ohne dass es Zeit war. Wie ist das möglich? Sieben Tage unrein und sieben Tage rein und dann gebar sie und wieder sieben Tage unrein und sieben Tage rein, das gibt 16 in jedem Monat, in drei Monaten also 48 und sechs von ihm selbst, das sind 54 und von ihr acht, das sind 62, wie es heißt das. V. 8: „62 von Obed Edom“. Die Schüler warfen vor R. Jochanan diese Frage auf, nämlich: Was heißt das „Peulthai der achte?“ Er sprach zu ihnen: Er hieß darum so, weil er zur Verherrlichung des Gesetzes sich durch eine (besonders) große Tat (hlvdg hlvip lips) ausgezeichnet hatte. Was hatte er getan? Er hatte täglich am Morgen wie am Abend (eig. zwischen den beiden Abenden) ein Licht vor der Bundeslade brennen lassen. Wenn nun schon dieser, weil er vor der Lade Gottes, welche doch nicht essen und trinken konnte, sondern nur, weil die beiden steinernen Tafeln in ihr lagen, ein Licht anzündete, würdig war, mit ihrer Herrlichkeit gesegnet zu werden, um wie viel mehr wird euch, unsern Brüdern, Bewohnern von Uscha zu Teil werden.
Hierauf folgte R. Simeon ben Jochai. Er fing an: Es heißt 2 Reg. 4, 8: „Eines Tages kam Elisa nach Sunem, wo eine angesehene Frau war, die in ihn drang, bei ihr zu speisen“, weshalb sie so glücklich war, wie R. Jehuda bar R. Simon zu dem Vortragenden bemerkte, dass ihr Sohn wieder auflebte. Daher sagte R. Judan im Namen des R. Sera und R. Jochanan im Namen des R. Simeon ben Jochai: Die Ernährung ist so wichtig (tut eine große Wirkung), dass sie die Belebung der Toten verursacht, obgleich die Zeit dazu noch nicht da ist. Denn dadurch, dass die Witwe von Zarpath den Elia speiste, war sie so glücklich, dass   ihr Sohn  wieder  zum Leben  erstand. So war es auch mit der Sunemitin. Dadurch, dass sie den Elisa speiste, dass   ihr Sohn  wieder  zum Leben  erstand.
Nach R. Jehuda bar Ilai soll Elia sogar Lichter und Dochte bei sich von einem Orte zum andern geführt haben, um kein Geschöpf bemühen (in Anspruch nehmen) zu müssen. R. Jehuda bar Simon sagte: Hat er denn von dem Ihrigen gegessen? Sie und er haben doch von dem Seinigen gegessen (sie hat somit von ihm, nicht er aber von ihr Genuss gehabt), wie es auch heißt 1 Reg. 17, 15: „Sie und er ass.“ Dadurch aber, dass sie ihn so freundlich aufnahm und bediente, verdiente sie es, dass er ihren Sohn wieder belebte. Um wie viel mehr habt ihr Bewohner von Uscha, ihr Menschenfreunde, von der Zukunft zu erwarten!
Es folgte R. Elieser bar R. Jose, des Galiläers und er trug vor: Es heißt 1 Sam. 15, 6: „Saul ließ den Keniten sagen: weichet und ziehet hinab von den Amalekitern, dass ich euch nicht mit ihnen aufreibe, denn ihr erwieset Gutes den Kindern Israels, als sie aus Ägypten zogen.“ Der hier erwähnte Kenite ist nach R. Eleasar niemand anders als Jethro und dieser bewies sich doch nur gegen Mose freundlich s. Ex. 2, 20 und er war dazu für die ihm geleisteten Dienste noch verpflichtet s. das. V. 19, da er von seinen Töchtern gehört hatte, Mose habe Wasser für sie geschöpft. Weil das Wort hld schöpfen hier zweimal gebraucht ist, so soll nach R. Jehuda damit gesagt sein: Er hat für uns sowohl wie auch für unsere Eltern geschöpft (d. i. er hat uns und sie aus dem Irrwahn gehoben). R. Nechemja sagte: Mose hat für uns und für die Hirten geschöpft. Die Rabbinen sagten: Er hat aus Rücksicht auf unsere Ältern für uns und er hat für die Hirten geschöpft, um den Frieden unter ihnen zu erhalten (und den Neid zu verhüten) und du sprichst von einer an ganz Israel bewiesenen Güte? Es soll damit gelehrt werden, dass das Wohlwollen, welches einem der Grossen Israels bewiesen wird, so anzusehen ist, als sei es dem ganzen Volke bewiesen worden. Und nun unsre Brüder, Bewohner von Uscha, wie hoch ist erst eure Handlungsweise anzuschlagen und dankbar anzuerkennen!
Als letzter Redner trat endlich R. Elieser ben Jacob auf, er fing an: Es heißt Deut. 27, 9: „Mose sprach zu ganz Israel: merk auf und höre zu Israel! Heute dieses Tages bist du ein Volk des Ewigen, deines Gottes geworden.“ Erst heute? Waren sie es nicht schon vor vierzig Jahren geworden, als sie das Gesetz annahmen, und du sagst: heute? Weil Mose das Gesetz ihnen aber an diesem Tage wiederholte und sie es mit Freundlichkeit aufnahmen, so wird das von der Schrift so angesehen, als wenn sie es erst an diesem Tage vom Berge Sinai empfangen hätten. Wie hoch ist nun euch, unsre Brüder, Bewohner von Uscha, die ihr unsre Lehrer so freundlich aufgenommen habt, euer Wohlwollen anzurechnen!