V. 1. Ich bin in meinen Garten gekommen

V. 1.    Ich bin in meinen Garten gekommen.
R. Menachem, der Schwiegersohn des R. Eleasar bar Abuna, sagte im Namen des R. Simeon bar R. Jusna: Es steht hier nicht ]gl in den Garten, sondern yngl in meinen Garten d. i. ynvngl in meinen Trauhimmel zu meinem früheren Aufenthaltsorte, war nicht der Sitz der Schechina ursprünglich bei den Erdbewohnern? wie aus Gen. 3, 8 hervorgeht, wo nach R. Abba nicht ;lhm gehend, sondern ;lhtm steht d. i. immer mehr in die Höhe sich erhebend. Als Adam gesündigt hatte, zog sich die Schechina nach dem ersten Himmel zurück, nach Kains Verbrechen nach dem zweiten, nach Enosch’s Verwirrung nach dem dritten, nach der Entartung des Sündflutgeschlechtes nach dem  vierten,   nach   der   Sünde   des  Turmbauzeitalters   nach   dem fünften, nach den Freveltaten der Sodomiter nach dem sechsten, nach dem Vergehen der Ägypter in den Tagen Abrahams nach dem siebenten; da standen aber sieben Gerechte auf und führten sie wieder herunter auf die Erde. Abraham brachte sie vom siebenten in den sechsten, Jizchak vom sechsten in den fünften, Jacob vom fünften in den vierten, Levi vom vierten in den dritten, Kehat vom dritten in den zweiten, Amram vom zweiten in den ersten Himmel, und Mose zog sie auf die Erde herab, was auch, wie R. Jizchak bemerkte, Ps. 37, 29 geschrieben steht: „Die Gerechten besitzen das Land und wohnen ewig darauf.“ Und die Frevler, was tun sie? Sie schweben in der Luft, da sie die Schechina nicht auf der Erde ruhen lassen, sondern nur die Gerechten? Was ist der Sinn? Die Gerechten machen, dass die Schechina auf Erden ruht (sie lassen die Schechina sich niederlassen), die Frevler bringen sie aber zum Weichen. Wann ließ die Schechina sich wieder nieder? An dem Tage, an welchem das Stiftszelt aufgestellt wurde s. Num. 7, 1. Gleich einem Könige, führte R. Asarja im Namen des R. Jehuda bar R. Simon als Beispiel an, der auf seine Matrone so erzürnt war, dass er sie aus seinem Palaste verwies. Nachher aber wollte er sich wieder mit ihr aussöhnen, allein sie ließ ihm sagen: Der König erweise mir eine neue Gunstbezeigung, dann kann er zu mir kommen. Ebenso hatte Gott bereits die Opfer oben angenommen, wie es heißt Gen. 8, 21: „Und der Ewige roch den süßen Duft“, jetzt nahm er sie unten an, wie es hier heißt: „Komm in meinen Garten, Schwester Braut!“
und ich brach meine Myrrhe samt meinem Balsam d. i. das Räucherwerk und die Hand voll Weihrauch.
ich aß meine Wabe samt meinem Honig d. s. die Glieder und Eingeweide der dargebrachten Opfertiere, und trank meine Weine samt meiner Milch, das sind die Trankopfer und die Eingeweide der geringen Opfer, esset, Freunde d. i. Mose und Aaron, und trinkt und berauscht euch, Geliebte d. i. Nadab und Abihu, die in ihrer Not berauscht waren. R. Idi sagte: David wollte ein solches Opfer wie die Fürsten darbringen s. Ps. 66, 15. Was ist das für ein Opfer, bei dem Farren, Widder und Böcke dargebracht werden? Es ist das Opfer der Fürsten. Warum werden die Fürsten „Freunde“ genannt? fragte R. Simeon ben Jusina. Weil er beabsichtigt sie zu lieben und sich zu nähern.
R. Simeon ben Jusina sagte ferner: Niemals brachte der Einzelne freiwillig Räucherwerk dar, hier (in dem angezogenen Psalm) war es der Fall, niemals brachte er freiwillig ein Sündopfer dar, hier war es der Fall, niemals verdrängt das Opfer eines Einzelnen Verunreinigung und Shabbathheiligung, und hier (bei dem Opfer der Stammfürsten) war es der Fall, niemals brachte der Einzelne ein Sündopfer dar, sondern nur wegen einer begangenen Sünde, hier aber war es der Fall.
Oder: „Esset Freunde“ d. s. die Fürsten, „trinket und berauscht euch, Geliebte“ d. s. die Trankopfer.
Oder: „Esset, Freunde.“ Gleich einem Könige, sagte R. Berachja, der ein Gastmahl veranstaltet und Gäste dazu eingeladen hatte, aber ein Ekel erregendes Tier war in die Schüssel gefallen. Hätte der König seine Hand davon zurückgezogen, so würden es auch die Gäste getan haben, allein er streckte seine Hand darnach aus und sie machten es ihm alle nach.
R. Janai führte dieses Beispiel an: Ein König hatte ein Gastmahl veranstaltet und Gäste dazu eingeladen. Er ging zu ihnen und sprach: Lasset es euch recht wohl schmecken und angenehm duften. R. Abuhu bediente sich dieses Beispiels. Ein König hatte ein Gastmahl veranstaltet und Gäste dazu eingeladen. Nachdem sie gegessen und getrunken hatten, sprach er zu ihnen: Nehmt diese schöne Gabe und reichet sie dem Wirt (eig. dem Herrn des Hauses). So auch hier: „Komm in meinen Garten, meine Schwester Braut“ u. s. w.  d. i. kommt, esset, kommt, trinket, berauschet euch, Geliebte.