V. 8. Mit mir vom Libanon komme, o Braut!

V. 8. Mit mir vom Libanon komme, o Braut!
Das sagt Gott. Es ist gelehrt worden: Einer Jungfrau werden von dem Augenblicke an, wo der Mann um ihre Hand angehalten hat, zwölf Monate zu ihrer Vorbereitung mit allem Nötigen bewilligt, ich aber (spricht Gott) habe anders gehandelt, als ihr noch mit Lehm und Ziegeln zu tun hattet, habe ich euch schon erlöst (mich eurer angenommen); Achaschverosch dagegen ließ das Mädchen, das er an Vaschti’s Stelle zur Gemahlin nehmen wollte, erst dann vor sich, nachdem sie sich sechs Monate zuvor mit Myrrhenöl d. i. nach R. Jehuda bar Ezechiel mit Stakte, oder nach R. Janai mit Omphacinum vorbereitet hatte, welches das Haar beseitigt und die Haut des Körpers glättet und ich habe nicht so getan. R. Berachja  und R. Jeremja  sagten im Namen  des R. Chija bar Abba, dass R. Levi bar Sisi in Neharda vorgetragen habe: Es steht Ex. 24, 10 geschrieben: „Sie (Mose, Aaron, Nadab, Abihu und die 70 Ältesten) sahen den Gott Israels, und unter seinen Füssen war es wie Arbeit von schönem Saphir. Dies sahen sie unter Gottes Füssen, so lange sie nicht erlöst waren, dann aber, als sie erlöst waren, lag der Ziegelstein an dem Orte, wohin er gelegt zu werden pflegt.
R. Berachja sagte: Es steht hier nicht hsim das Werk, sondern hsimk d. i. es (das Werk) und sein ganzes Werkzeug (hyylgra) wie Korb, Schaufel u. s. w.
Bar Kapra sagte: Vor dem Auszuge der Israeliten aus Ägypten war ein Zeichen am Himmel sichtbar, welches nach ihrem Auszuge aber nicht mehr in dem Gewölk sichtbar war. Was ist der Sinn der Worte s. das. V. 10: „Und wie der Himmel selbst an Klarheit?” Der Himmel war rein von Wolken. Gott sprach zu den Israeliten: Als ich euch nach Babylon vertrieb, war ich mit euch s. Jes. 43, 14, wenn ihr wieder zu der erwählten Wohnstätte zurückkehrt, was bald geschehen wird, werde ich auch mit euch sein, wie es heißt: „mit mir vom Libanon, o Braut, sollst du kommen.” R. Levi sagte: So hätte die Schrift nicht sagen sollen, sondern: „Mit mir nach dem Libanon, o Braut”, warum heißt es: vom Libanon? Allein vom Heiligtum macht Gott sich auf und zieht dann die Völker der Welt zur Rechenschaft. Nach R. Berachja zieht Gott in drei Stunden den ruchlosen Esau und seine Stammfürsten zur Rechenschaft. Warum? S. Ps. 12, 6 d. i. nach R. Simeon bar R. Janai, in der Zeit, wo Jerusalem mit Asche bestreut ist vergl. Jes. 52, 2. „In dieser Zeit sei alles Fleisch stille vor dem Ewigen” (vergl. Sach. 2,13). Warum? Denn er hat sich aufgemacht aus seiner heiligen Stätte, wie die Henne, sagte R. Acha, welche vom Flügel den Staub (d. i. den Staub von den Flügeln) abschüttelt.
Schau vom Gipfel Amanas.
R. Hunja sagte im Namen des R. Justa: Einst werden die Rückkehrenden aus der Verbannung, wenn sie an den Taurus Amanus kommen, den 98. Psalm singen, und die Völker der Welt werden sie als Lictoren (Scharfrichter) dem Messias zuführen. Das Wort yrvst bedeutet nichts anderes als die Geschenke, welche dem Messias dargebracht werden s. 1 Sam. 9, 7, wie es bereits in den Zeiten Chasaels mit dem Propheten Elisa sich zugetragen hat s. 2 Reg. 8, 9: „Und so ging ihm Chasael entgegen und nahm Geschenke mit sich und alle Güter von Damaskus, eine Last für vierzig  Kamele.” R. Jehuda tat die Frage: Betrugen denn alle Güter von Damaskus   nur eine Last von vierzig Kamelen? Allein es soll dir gelehrt werden, dass er einen Edelstein und Perlen hatte, für deren Geld alle Güter von Damaskus hingegeben werden konnten, und du sagst: er nahm Geschenke mit sich und   alle Güter von Damaskus? Allein sie selbst werden einst Geschenke dem Messias darbringen vergl. Jes. 66, 20. Was bedeutet das Wort tvrkrkbv? Es sind Tragen (Bahren), wie jene Greise, bemerkte R. Berachja im Namen des R. Jehuda, die in keinen Reisewagen (carruca) geführt werden  können,  weshalb man sie auf einer Bahre trägt vergl. Ps. 29, 7, wo es nach R. Acha nicht heißt: Völker, bringt dem Ewigen die Familien, sondern: Familien, bringt dem Ewigen die Völker, die Israeliten zurück, und zwar nicht auf eine verächtliche, sondern auf ehrenvolle, würdige Weise. Weshalb? Weil sie ein Lob- und Danklied am Meere gesungen haben. R. Nachman aber sagt:  Wegen des „Glaubens (hnma)”,  den Abraham bewiesen hat  s. Gen. 15, 6. R. Chelbo sagte im Namen des R. Jochanan: Es steht Gen. 14, 13 geschrieben: „Die Israeliten sahen die große Macht, die der Ewige an Ägypten bewiesen und sie  glaubten an  den  Ewigen”,  soeben hatte sie Gott (durchs Meer) geleitet, sie aber glaubten dennoch nicht. Glaubt denn ein Mensch das nicht, was er sieht? Gewiss, allein hier ist der Glaube zu verstehen, den sie in Ägypten gezeigt haben s. Ex. 4, 31. Oder: „Schau vom Gipfel Amanas” d. i. des Glaubens (hnvma), auf welchen Abraham gestanden.
vom Haupte Senirs und Hermons d. i. Jizchak, der, sowie „der Senir” sich nicht umpflügen und besäen lässt, für Versuchung nur ein einziges Mal empfänglich war; und „Hermon” d. i. Jacob, von dem, sowie der Hermon alle seine Güter in seinem Grunde birgt, alle Würden des Priester-, Leviten- und Königtums stammten.
von Lagerstätten der Löwen d. i. von dem Sitze der Völkerschaften Sichon und Og, welche wie die Löwen wild und stark waren und, obschon sie nur um eine Tagereise von einander getrennt waren, sich dennoch nicht gegenseitigen Beistand leisteten.
von Bergen der Leoparden, nämlich der Kanaaniter, die wie der Leopard so frech waren s. Jos. 8, 17. Nach R. Berachja im Namen des R. Eleasar hätten die Israeliten über den Fall Sichons und Ogs ein Siegeslied singen sollen und ebenso Chiskia über den Fall Sancheribs, allein dieser unterließ es aus Stolz s. 2 Chron. 34, 25. Du siehst doch aber Chiskia als König und Gerechten, wie kannst du sagen: sein Herz war stolz? Allein er war zu stolz, um ein Siegeslied anzustimmen. Der Prophet Jesaja kam zu ihm und seinem Kollegium und forderte sie zum Singen auf s. Jes. 12, 5, er erhielt aber die Antwort: Das Grosse was geschehen, ist bereits auf der ganzen Erde bekannt (s. das.). Nach R. Abba bar Kahana soll Chiskia gesagt haben: Das Gesetz, mit dem ich mich beschäftige, sühnt das (unterlassene) Lied. Nach R. Levi gab Chiskia zur Antwort: Wozu brauchen wir die Wunder und Grosstaten Gottes zu preisen? Dieselben sind schon bekannt von einem Ende der Welt bis zum andern. Hat nicht schon die Sonnenkugel mitten am Himmel still gestanden? Haben sie nicht die Wunder und Grosstaten Gottes bis ans Ende der Welt gesehen? R. Ismael bar R. Jose im Namen des R. Abba sagte: Haben nicht Pharao, König von Ägypten und Thirhaka, König von Äthiopien, ein solches Wunder erfahren und sind gekommen, um Chiskia beizustehen? Dies hatte Sancherib bemerkt. Und was tat dieser Frevler? Am Abend fesselte er sie, und mitternachts zog ein Engel aus und schlug Sancheribs Heere s. Jes. 37, 36; am frühen Morgen fand Chiskia sie in Fesseln. Es dünkt mich, sprach er, dass sie mir zu Hilfe gekommen sind, er löste ihre Fesseln und sie erzählten die Wunder- und Grosstaten Gottes s. Jes. 45, 14: „So spricht der Ewige: Der Erwerb Ägyptens und der Gewinn Äthiopiens“ u. s. w. „Der Erwerb Ägyptens“ d. i. Pharao, „und der Gewinn Äthiopiens“ d. i. Thirhaka, König von Äthiopien, „und der Sabäer, Leute von großer Länge“ (s. das.) d. s. ihre Heere, „wird zu dir übergehen“ d. i. Chiskia und sein Kollegium, „und dein sein“ d. i. sie sind dir bereits übergeben, „dir folgen sie, in Fesseln einherziehend“ d. i. in Ketten und eisernen Fesseln, „sie huldigen dir“‘ d. i. Jerusalem, „zu dir flehen sie“ d. i. das Heiligtum, und was sprechen sie? „Nur bei dir ist Gott und keiner mehr, keine Gottheit weiter.“ Da sprach Jesaja vor Gott (s. das. 45, 5): „Führwahr, du bist ein verborgner Gott.“ Was bedeutet das Wort ]ka? Soviel wie ]kya, wie bist du ein verborgner Gott? Fürwahr (]ka), du besitzest die Macht zu helfen (eig. in dir ist Kraft und Stärke), aber du verbirgst dich. Gott sprach zu ihm: „Der Gott Israels ist ein Retter“, ich werde umkehren und Rache üben. R. Josua ben Levi sagte: Wenn Chiskia wegen Sancheribs Fall ein Danklied gesungen hätte, so wäre er zum König Messias und Sancherib als Gog und Magog erklärt worden, so aber bediente er sich nur der Worte des Psalmisten 20, 7—10: „Nun weiss ich, dass der Ewige seinem Gesalbten hilft u. s. w. Ewiger, hilf dem Könige! Er erhört uns, wenn wir zu ihm rufen.“