V. 10. Wer ist die da, die hervorblickt wie Morgenrot?

V. 10. Wer ist die da, die hervorblickt wie Morgenrot?
Es wurde erzählt: R. Chija und R. Simeon ben Chalaphtha gingen einmal in der Morgenstunde in ein Tal bei Arbela und sahen wie die Hindin des Morgens (die anbrechende Morgendämmerung) ihr Licht ausbreitete. Da sagte jener: Ebenso wird auch einst Israels Erlösung allmählich anbrechen, wie es Micha 7, 8 heißt: „Wenn ich im Finstern sitze, ist der Ewige mein Licht.“ Anfangs kommt sie (die Erlösung) nur immer ein wenig, nachher wird sie immer größer, nimmt zu, erblüht und erweitert sich; so war es mit Mordechai s. Esth. 3, 11: „Anfangs saß er am Thore des Königs, dann heißt es das. 8, 25: „Und Mordechai ging vom Könige in königlichem Gewande; ferner heißt es das. 8, 16: „Den Juden ward Licht und Freude und Wonne und Ehre.“
„Wie die Morgendämmerung.“ Wie die Morgendämmerung keinen Schatten gibt, so könntest du glauben, dass es mit Israel auch so sei? daher wird hier noch hinzugefügt: „schön wie der Mond.“ Da aber dieser kein reines Licht gibt, so könntest du glauben, dass es mit Israel auch so sei? daher folgt noch: „rein wie die Sonne“, mit welcher die Gott Liebenden verglichen werden s. Jud. 5, 31. Weil aber die Sonne sticht, so könntest du glauben, dass es mit Israel auch so sei? daher heißt es zuvor: schön wie der Mond, welchem die göttliche Gnade gleicht s. Ps. 36, 8 vergl. Hi. 31, 26. Wie aber der Mond manchmal ab- und manchmal zunimmt, so könntest du glauben, dass es auch mit Israel so sein werde? darum heißt es wieder: „rein wie die Sonne.“ Weil aber diese nur am Tage und nicht in der Nacht scheint, so könntest du glauben, auch Israel werde so wandelbar sein? darum wird es für so schön wie der Mond erklärt. Wie der Mond sowohl am Tage wie in der Nacht regiert s. Gen. 1, 18: „und zu herrschen über den Tag und über die Nacht“, so wird auch Israel in dieser und jener Welt herrschen. Wie Sonne und Mond keine Furcht einflössen, so könntest du wieder auf den Gedanken kommen, dass Israel auch keine Furcht einflössen werde? darum wird hinzugefügt: „furchtbar wie Schlachtreihen“ d. i. wie die himmlischen (oberen) Scharen, wie Michael mit seiner Schar und Gabriel mit seiner Schar. Woher lässt sich aber beweisen, dass die Israeliten Schrecken einflössen werden? Aus Ezech. 1, 18. Nein, nicht wie obere Scharen, sagte R. Josua, sondern wie untere Scharen z. B. wie Herzöge, Eparchen und Kriegsobersten sind die Israeliten. Woher lässt sich beweisen, dass sie Schrecken einflössen werden? Aus Dan. 7, 7. Es steht hier nicht ,ylgdk, bemerkten R. Judan im Namen des R. Elieser ben R. Jose des Galiläers und R. Huna im Namen des R. Eleasar von Modin, sondern tvlgdnk d. i. ein Geschlecht, das beim Wandern von einem Ort zum andern geschoben wird. Welches  war das? Das Geschlecht zur Zeit des Königs Chiskia s. Jes. 37, 3. Und woher lässt sich beweisen, dass sie Schrecken verbreiten werden? Aus 2 Chron. 32, 23: „Er stand groß da in den Augen aller Völker umher.“
R. Huna sagte im Namen des R. Eleasar von Modin: Es heißt nicht  ,ylgdk, sondern tvlgdnk d. i. wie ein Geschlecht, was zum Wandern getrieben wird, aber nicht gewandert ist. Welches ist das? Das Geschlecht des Königs Messias, verweisend auf Sach. 14, 2. Und woher lässt es sich beweisen, dass es Schrecken verbreitet? Aus Jes. 11, 4. In dieser Zeit, sagte R. Eleasar im Namen des R. Jose bar Jeremja, werden die Israeliten wandern von einem Lager zum andern.
R. Josua von Sichnin sagt: Die Gemeinde Israel spricht vor Gott: Gott hat mich zu einem Weinkeller d. i. zum Sinai geführt, wo Michael mit seiner Schar und Gabriel mit seiner Schar gelagert waren. Möchte ich doch, sprach es, auch so ziehen, wie diese Himmelsheere. Dieser Wunsch, sprach Gott, soll euch gewährt werden, ihr sollt sein wie Scharen. Sie lagerten in Scharen, wie es heißt Num. 2, 2: „Ein jeglicher bei seiner Schar, bei den Zeichen ihrer Stammhäuser sollen sich die Kinder Israels lagern.“